Reisen, schlafen, leben – Alles rund ums Auto

Seit fünf Wochen reisen wir nun zu zweit im Kombi durch Neuseeland. Ich habe hier ja bereits meine Erfahrungen, da ich seit fast einem Jahr im Auto lebe. Klingt verrückt. oder?! In meinem Mitsubishi Express Van ging das noch alles recht komfortabel, doch nun sind wir zwei Personen in einem Kombi. Das ist nicht immer so einfach und zwar aus mehreren Gründen.

Jede Menge Gepäck auf engstem Raum

Zur kompletten Ausrüstung von Auto Campern gehören jede Menge Dinge. Da sind neben zwei großen Rucksäcken auch Sachen wie komplette Kochutensilien (Pfanne, Topf, Geschirr, Besteck und jede Menge Kleinkram wie Dosenöffner, Schneidebrett, Becher, Schalen, uswusf). Dies alles verpackt in einer großen Sammelbox mit verschließbarem Deckel. Dazu kommt noch eine Kühlbox sowie eine Kühltasche für frische Lebensmittel (Obst, Gemüse, etc.) und in unserm Fall zwei Einkaufskörbe mit Konserven, Gewürzen, sonstigen Lebensmitteln und verschiedenen anderen Utensilien wie Kaffeemaschine, Käsereibe, … DSC02318Dazu kommen noch zwei Campingstühle, ein Klapptisch, zwei Kocher mit Reserve Gasflaschen, eine Luftmatratze mit Pumpe und komplettes Bettzeug (bei uns Kissen und Decken mit Bezügen). Bestimmt habe ich noch was vergessen. Die Sache ist relativ einfach, solange man diese Dinge fahrender Weise zu zweit nur von A nach B transportieren muss. Will man aber im Auto schlafen und zwar ohne jedes mal einen Riesen Aufwand zu haben, dann muss man schon ein gewisses System entwicklen. Ohne hier zu weit ins Detail zu gehen haben wir im Grunde genommen unsere Luftmatratze immer hinten im Auto liegen gelassen (die Rücksitze waren umgeklappt). Darauf und daneben haben wir dann den kompletten Kram sortiert. Wollten wir schlafen, dann haben wir die beiden Einkaufskörbe im Fußraum vorne platziert, die Rucksätze kamen vorne auf die Sitze. Die Kühlbox kam nach draußen auf oder neben das Auto, ebenso wie die Geschirrbox und der Klapptisch. Die Campingstühle wurden irgendwo vorne dazwischen gequetscht. Dann war das Schlafzimmer bereits fertig. Gemütliche 97 x 187cm Privatsphäre geteilt durch zwei.

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Kosten, Anmeldung, Kauf

Hier in Neuseeland gibt es nicht viel zu berücksichtigen mit Autos. Es gibt eine Steuer (hier Registration) genannt die kann für drei, sechs, neun oder zwölf Monate beglichen werden und kostet $280 pro Jahr (190 Euro). Diese ist für alle Autotypen identisch. Dann muss man je nach Alter des Autos alle sechs oder zwölf Monate zum TÜV, was nochmals mit 40-60 Dollar zu Buche schlägt. Dazu kommen Benzinkosten. Hier umgerechnet nur 1,15 Euro pro Liter Bleifrei 91. Der komplette Papierkram sowie die Bezahlung der Steuer kann bequem bei jeder Postfiliale erledigt werden. Alles easy und unkompliziert.
Gekauft werden Autos wie in Good Old Germany auch entweder auf einem Automarkt oder via Internet. Beliebteste Platform ist hier Trademe. Das ist letztendlich wie eBay (das es aber auch hier gibt aber nicht so populär ist). Viele insbesondere Backpacker werden auch per Facebook beworben und dann verkauft. Beliebt sind ansonsten immer noch (man mag es kaum glauben) Flyer auf den Schwarzen Brettern in den unendlich vielen Hosteln. Dies funktioniert anscheinend besonders gut für den Verkauf in Großstädten. Um ein Auto umzumelden, braucht man eigentlich nur die Fahrgestellnummer und das Kennzeichen des gewünschten Autos. Damit kann ich einfach den Porsche des Nachbarn auf meinen Namen anmelden. Denn ansonsten wird weder der Name, noch eine Anschrift oder gar die Unterschrift des Verkäufers fällig. 🙂 Easy As!
Versichern lässt sich hier ein normales Auto (Kombi) für 14 Dollar im Monat (Kasko mit 400 Dollar Selbstbeteiligung). Das wars. Da muss man sich nur wundern warum das alles in Deutschland so kostspielig ist und wo alle Steuern und Abgaben versickern. Übrigens sind die Straßen keineswegs schlechter als in Deutschland (klammert Man Christchurch als Erdbebengebiet und das Niemandsland fernab jeglicher Zivilisation aus).

Der Sichere Schlafplatz

Eine andere Herausforderung ist es einen geeigneten sicheren Schlafplatz zu finden.Dieser muss nicht nur ruhig gelegen sein, sondern sollte auch über eine Toilette oder gar eine Dusche verfügen. Trinkwasser wäre auch ganz nett und die Aussicht sollte doch schon in Richtung einDSC03388es klaren Bergsees oder einer andern eindrucksvollen Landschaft gehen. Schilder wie „No Ovenight Stay“, „No Camping“, „No Sleeping in Car“ oder „No Freedom Camping“ sollten vermieden werden, denn sonst sind 200 Dollar Strafe fällig. Alles in allem kein einfaches Unterfangen, aber dennoch gibt es in Neuseeland zahlreiche Plätze die für jedermann zugänglich gemacht werden. Toiletten sind zwar meistens Plumpsklos, Duschen sofern vorhanden meist kalt aber es reicht um alle grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen.

Wo parken, wo schlafen

Am einfachsten finden man diese Plätze entweder über ein nahegelegenes Info-Center (hier I-Site genannt). Es gibt zahlreiche schöne und kostengünstige von der Regierung betriebene Plätze. Oder besser noch über eines der iPhone Apps „WikiCamps“ oder „CamperMate“. Hier werden von Reisenden für Reisende die tollsten und günstigsten Plätze vermerkt. Per GPS, Digitaler Karte, Filtereigenschaften wie „Hat Dusche“ oder „Ist Kostenlos“ kommt man recht einfach zum Ziel. Zudem bewerten andere Reisende jeden Campingplatz per Kommentarfunktion. Hier sieht man ob viele Sandflies vorhanden sind, der Betreiber unfreundlich ist oder der Platz ganz-besonders oder überhaupt-garnicht zu empfehlen ist mit Begründung.

Self-Contained und Non-Selfcontained

Einziges Manko hier in Neuseeland ist ansonsten, dass zwar Wildcampen / Freedom-Camping grundsätzlich unterstützt wird, aber nur wenn man einen voll ausgestattetes Wohnmobil hat. Insbesondere geht es hier um einen Abwassertank sowie eine eingebaute Toilette. Alles muss per Zertifikat und Aufkleber besiegelt sein. Nur dann kann man die ganze Freiheit in Neuseeland genießen. Hat man das nicht und ist per PKW oder normalem Van unterwegs, dann muss man aufpassen, dass man die geeigneten Plätze ansteuert.

Wie auch in Australien verzeichnet auch Neuseeland eine große Zahl an Besuchern. Steigende Besucherzahlen führen meist zu erhöhtem Regulierungsbedarf – anscheinend. Zwar ist Neuseeland sehr sehr sauber und das nahezu überall, doch scheinen manche Besucher ihren Müll auch gerne mal irgendwo zurück zu lassen. Gerne wird auch die Notdurft im nächsten Gebüsch verrichtet. Nimmt dies überhand, beschweren sich die Anwohner die Ranger rücken aus und die lokalen Behörden greifen zu Verboten oder schränken gar die Nutzung in diesem Gebiet ein. So gibt es beispielsweise „No Freedom Camping Zones“. Oftmals wird aber auch proaktiv darauf reagiert und es werden spezielle Plätze eingerichtet, die kostenlos sind und über die geeigneten Einrichtungen verfügen, um den Besuchern gerecht zu werden. In manchen Städten findet man diese sogar an recht zentralen Orten.

Grundsätzlich ist es aber so, dass man immer tolle günstige oder kostenlose Plätze findet. Für spontane Manöver und die allerschönsten Plätzen sollte man aber „Self-Contained“ sein.

Leben auf der Straße

Das Leben im Auto stellt sich viel schöner dar als man im ersten Moment denkt. Man ist immer an der fischen Luft, sieht jeden Tag neue und wunderschöne Landschaften und lebt frei und unbeschwert von Tag zu Tag an den schönsten Plätzen der Welt zusammen mit anderen Menschen, die dasselbe „Hobby“ teilen. Aus Platzgründen sitzt man entweder einfach auf dem Autositz rum oder besser noch draußen bei aufgebauter Ausstattung am Tisch auf seinem Campingstuhl. Viel dreht sich um die nächsten Reiseziele, Einkäufe, die Zubereitung der Malzeiten, Bedürfnisse wie Dusche, Auffüllen von Trinkwasser oder mal wieder Wäsche waschen. Dies ist aber überall bei Bedarf einfach möglich. Hier gibt es keine weiten Strecken. Ansonsten ist viel Zeit zum Nachdenken, Internet gibt es hier auch oder noch besser die Gelegenheit richtige Menschen kennenzulernen. Das funktioniert besonders gut wenn alle kein Internet haben.
Man lebt mit dem Sonnenlicht. Jeder wird müde sobald es dunkel wird und man wacht auf mit den ersten Sonnenstrahlen oder spätestens dann, wenn das Auto sich wie eine Fritteuse aufheizt von der Sonne.
Ist das Wetter mal nicht so gut und es regnet, stürmt, ist dunkel oder kalt dann schränken sich die Freizeitmöglichkeiten rapide ein. Man will dann einfach am liebsten im Auto liegen bleiben, nen Film schauen und nicht mehr raus aus dem Bett bis es endlich besser ist. Alles also quasi wie zu Hause.

Zum Glück ist dies aber selten und hält nicht lange an.