Arbeiten in Neuseeland

Hallo Ihr Lieben. Da bin ich wieder. Ich hoffe Ihr seid gesund und munter ins neue Jahr gestartet und habt jede Menge gute Vorsätze. Ich habe mir mal lieber nichts vorgenommen dieses Jahr. 🙂

Zuletzt habe ich Euch ja berichtet wie ich hier in Christchurch angekommen bin und jede Menge gearbeitet habe. Ich habe zuerst nen Job auf ner Baustelle im Stadtzentrum gefunden und dort mitgeholfen den neuen Bus Interchange wieder aufzubauen. Aktuell arbeite ich für eine Firma die in erster Linie Installationen für Wasser und Luft auf diversen Baustellen durchführt. Insgesamt arbeiten hier ca 60 festangestellte Personen. Überall in der Stadt für meine Firma Projekte als Subunternehmer durch. Darunter neben dem Bus Interchange auch die Installationen am Flughafen und auch den Neubau des hiesigen Krankenhauses.

Nachdem ich also drei Tage am Bus Interchange gebaut habe, ging es danach zum Flughafen, um dort beim Bau des Touristenzentrums zu unterstützen. Hier wird unter anderem ein Kino mit ca 60 Sitzplätzen gebaut, was den Touristen die Wartezeit versüßen soll. Hier sollen dann irgendwelche heißen Streifen zur Region laufen. Also was es alles tolles zu sehen und zu unternehmen gibt. Meine Aufgabe ist hier das Abisolieren der Luftschächte, die unter die Decke angebracht werden, um eine optimale Klimatisierung zu ermöglichen. Es muss also gemessen, geflext, geschraubt, geklebt und mit Hilfe einer Hebebühne alles unter das ca. 6 Meter hohe Dach befördert werden. Etliche Schächte, Kabel, Rohre und Sprinkleranlagen verlaufen hier kreuz und quer. Nicht immer hundertprozentig nach Plan. Ich habe also vollstes Verständnis für das Chaos am Berliner Flughafen.

Bei aller Lässigkeit und Entspanntheit die die Neuseeländer an den Tag legen, geht es doch recht geordnet hier zu. Vielleicht liegt es daran, dass es sich um Innenausbau handelt und nicht die grobe Arbeit mit Bagger und Kran stattfindet. Bei den Jungs geht es schon ein wenig rauer zu. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier viele Ausländer beschäftigt sind. In erster Linie Philippiner, ein paar Engländer, vereinzelte Australier und eine Hand voll Kiwis (so nennen sich übrigens die Neuseeländer). Dann gibt es noch die Hilfsarbeiter die nicht direkt bei den Unternehmen angestellt, sondern über Leiharbeit durch die zahlreichen Agenturen Stunden-, Tage- oder Wochenweise vermittelt werden. Da gehöre ich auch dazu.

Ich habe das Glück gehabt nicht jeden Tag nach neuer Arbeit nachfragen zu müssen. ich bin seit Anfang Dezember beim selben Subunternehmer. Die Arbeit macht wirklich Spaß, man hat freie Hand und man wird relativ schnell mit verantwortungsvollen Aufgaben versorgt. Nichts desto trotz ist die Arbeit nicht sonderlich anspruchsvoll und ich wollte das natürlich nicht weiter machen wenn ich zurück in Deutschland bin. Ich zähle mein Geld jeden Tag – das ist meine größte Motivation. Ich wäre eher der Typ, der im Baukontainer vorm PC hockt und dann mit den Plänen über die Baustelle läuft. Ich arbeite derzeit 40 bis 50 Stunden in der Woche und hatte dazwischen auch Nachtschichten. Mein größter Respekt an Alle, die so was machen (müssen). Ich wollte das nicht wieder machen. Pausen haben wir eine Stunde pro Tag, wovon eine halbe Stunde von der Arbeitszeit abgezogen wird. Pausen werden liebevoll Smoko genannt (smoking = rauchen). Recht witzig wie ich finde.

Zwischen den Pausen wird auch gerne mal rumgestanden und schlau geschaut. Einige haben das perfektioniert (wie zum Beispiel mein Kollege, der es zum Vorarbeiter geschafft hat). Da werden schon mal gerne Pläne eine Stunde lang diskutiert, mit dem Handy gespielt, sinnloser Papierkram und ständige Nachbestellungen getätigt. Man lebt quasi von Tag zu Tag und stellt plötzlich fest das gerade heute benötigte Material nicht da ist oder nur paar Schrauben fehlen oder einfach keine Hebebühne zur Verfügung stellt. Das wird aber alles locker genommen hier. Keiner macht wem einen Vorwurf. Ich habe das Gefühl, dass selbst der Boss froh sind einfach mal ein Schwätzchen zu halten und nicht richtig arbeiten zu müssen. Mein Vorarbeiter iss erstmal einen Tag später zur Arbeit gekommen, da er ausersehen den Flug zurück aus dem Urlaub einen Tag zu spät gebucht hat. Am Dienstag war er dann endlich da und hat sich erstmal verabschiedet um bis Mittag in einem Abstellraum ein Schläfchen zu machen. „Good on you mate. I will do“.

 

Ich passe mich da natürlich voll an und versuche ein gesundes Mittelmaß aus anständiger deutscher Wertarbeit und neuseeländischer Lässigkeit an den Tag zu legen.

Vor Weihnachten hat dann alles hier zu gemacht. Das ist die Haupturlaubszeit, quasi die Neuseeländischen Sommerferien, und viele haben drei Wochen frei. Läden und Baustellen machen teilweise komplett dicht.

Kurz zuvor war Ich mit meinem deutschen Kollegen Andre natürlich auch auf die Weihnachtsfeier meiner Firma eingeladen. Dort haben wir einige Kollegen wiedergetroffen. Als diese weg waren, mussten wir entscheiden was wir machen. Wir haben uns einfach dazu entschlossen so lange wie möglich auf Kosten der Firma die Grill und Biervorräte zu vernichten. Wir wurden Zeuge eines Wunderbaren Schauspiels was passiert wenn nur Typen ne Weihnachtsfeier zusammen abhalten. Zum Beispiel hat der Azubi für 20 Dollar im Eiswasser, in dem zuvor das Bier gelegen hat, gebadet. Der Boss stand mit dem Handy daneben hat gefilmt und gesagt, dass im Vorjahr ein Mädel die gleiche Aktion 100 Dollar bekommen nat. Frauenbonus halt…

Letztendlich waren wir die Letzten, die die Veranstaltung verlassen haben. Ähm vom Boss rausgeschmissen wurden 🙂 Er hat irgendwann einfach mal nen Taxi bestellt. Wir sind aber nicht negativ aufgefallen, denn nun wohnen wir auf dem Firmengelände in einer Wohnung, zahlen nichts dafür und sparen jeden Tag bares Geld!

Zwischen den Tagen war ich dann auf Erkundungstour durch Neuseeland. Dazu mehr im nächsten Blog …

Euer Rob