Apple Picking in Stanthorpe

Hallo Ihr Lieben. Endlich wieder ein Lebenszeichen aus dem fernen Australien! Ich muss mich entschuldigen. Die Berichterstattung ist in letzter Zeit zu kurz gekommen. Ich bemühe mich um Besserung..

Nachdem wir bis Ende Februar in Sydney waren, ich den Van fertig gebaut hatte und Becci in Scone bei Ihrer Familie arbeiten war, ging meine Reise über Newcastle weiter nach Byron Bay. Zwei Wochen später habe ich dann Becci wieder in Scone abgeholt und wir haben unsere Reise zusammen weiter fortgeführt. Wir hatten uns entschlossen, gemeinsam auf Arbeitssuche zu gehen und irgendwas zu finden wo wir gemeinsam arbeiten können.

Im Hunter Valley wo überwiegend Wein angebaut wird haben wir zuerst unser Glück versucht. Wir sind von Stadt zu Stadt gefahren, haben in den lokalen Touristeninformationen nach Rufnummern gefragt und intensiv im Internet recherchiert. Nach kurzer Zeit stellte sich jedoch heraus, dass die Weinernte für dieses Jahr bereits abgeschlossen ist und quasi keine Arbeit mehr zu bekommen war. Also haben wir unsere Reise in Richtung Norden weiter fortgesetzt.
Von Newcastle angefangen über Seal Rocks bis nach Port Macquarie. Dort habe ich dann endlich mein eigenes Surfboard gekauft, womit ich fortan dann endlich surfen lernen konnte. Das Auto war nun auch komplett, denn das Board fehlte noch als schnittiges Accessoire auf dem Dach

Auto mit Surfbrett
Auto mit Surfbrett

Weiter ging es dann nach Crescent Head, in die Hauptstadt des Longboards. Dort haben wir eine Nacht in der Nähe des Strands verbracht und haben dann auf unserem Weg nach Coffs Harbour Steffi, eine Deutsche die wir am Strand kennengelernt haben, mitgenommen.

Unser Tage muss man sich so vorstellen, dass wir jeden Tag einen neuen Ort angesteuert haben. Dort angekommen haben wir den Strand genossen, sind gesurft, geschnorchelt, haben gelesen oder haben einfach nichts gemacht und die Sonne genossen. Zwischendurch haben wir Essen gekauft, im Van gekocht (was übrigens aufgrund des eingebauten Gasofens wunderbar funktioniert) oder die nächste öffentliche Dusche am Strand gesucht, um uns zu waschen 🙂 Eine besondere Herausforderung war es immer einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Man sollte eigentlich erwarten, dass aufgrund der Unmengen an Reisenden, Australien perfekt darauf eingestellt ist – dem war aber nicht so. Klar gibt es überall Campingplätze – aber wer will da schon da hin. Der Van hat alles was man braucht und man will einfach einen Parkplatz, der sicher und ruhig gelegen ist und wo man nicht befürchten muss, einen Strafzettel zu bekommen. Also was ich damit sagen will ist: an fast allen beliebten Stellen finden sich Schilder „No Camping“, „No overnight stay“, „no sleeping in car“. Wir haben das einfach so gehandhabt, dass wir überall geschlafen haben wenn nur „No Camping“ da stand. Wir haben ja kein Zelt aufgeschlagen und Heringe in den Asphalt genagelt, sondern einfach nur im Auto geschlafen. Aber wir hatten ja Zeit, da könnte man mal ein wenig länger suchen.
Letztendlich waren wir Ende März in Byron Bay angekommen. Leider hatten wir bei der Jobsuche bis dahin immer noch keinen Erfolg. Wir waren aber dran: hatten mittlerweile eine Menge  Rufnummern  gesammelt und waren überall fleißig am suchen, haben uns auch hier und da mit unseren Unterlagen beworben. In der Zwischenzeit wollten wir in Byron Bay bleiben und sobald es eine Jobmöglichkeit gibt aufbrechen. In Byron Bay sind die „Gesetze“ ganz schlimm. Dort kann man nirgendwo im Auto schlafen und wir haben daher jeden Tag in der Nähe des Highways im Van geschlafen. Zweimal haben wir uns dabei auf dem Campingplatz eingebucht, um Wäsche zu waschen und eine richtige heiße Dusche genießen zu können.

DANN hatten wir endlich Erfolg und Becci hat über eine Arbeitsvermittlerin einen Job für uns besorgen können. Äpfelpflücken in Stanthorpe. Also ging es dann ca 3,5h ins Landesinnere zum 1000m hoch gelegenen Stanthorpe. Dies ist übrigens der kälteste Ort in ganz Queensland. Hier gibt es, man möchte es kaum glauben, sogar so was wie Jahreszeiten. Und zwar nicht nur Sommer und Winter sondern auch Herbst und Frühling. Krass oder? Hier haben wir also nach einem Bewerbungsgespräch (haha) und einer Einarbeitung inklusive Sicherheitsunterweisung Anfang April unsere Arbeit angetreten. Während wir nachts auf dem Campingplatz 7km entfernt von der Arbeit verbracht haben, ging es tagsüber dann mit dem Traktor inkl. Anhänger, Leitern und Beuteln auf die riesige Apfelfarm zur Erne.

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Dort findet man in verschiedenen Blöcken / Bereichen verschiedene Apfelsorten die zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Zunächst sind wir mit der Variante „Granny Smith“ gestartet. Dieser Apfel ist grün (für die, die es nicht wissen) und wir mussten einfach alle Äpfel vom Baum ernten die wir finden und mit unseren Leitern erreichen konnten (so genanntes „Strip picking“). Die zu hoch liegenden Äpfel werden dann von motorisierten Pickern auf Hebebühnen geerntet (so genannte „Cherry Picker“). Dabei galt es zu beachten, dass die Äpfel nicht einfach vom Baum gerissen werden und auch möglichst keine auf den Boden fallen. Mit einer leichten Drehbewegung werden dabei die Äpfel, die in Einer-, Zweier- oder Dreierbündeln am Baum hängen gepflückt und in den vor dem Körper befindlichen Beutel gelegt, bis dieser gefüllt ist. Anschließend geht es zu den Bin’s (Sammelboxen) von denen sich immer drei auf dem Anhänger des Traktors befinden. Dort wird dann der Beutel vorsichtig ausgeleert. Sind ca 20 Beutel zusammen gekommen, ist die 350-400kg schwere Bin gefüllt. Naja so ging das dann tagein, tagaus. Abwechslung und Unterhaltung bringt dabei entweder die mitgebrachte Musik oder die Arbeitskollegen in der Baumreihe nebenan. Allesamt junge Europäer, überwiegend weiblich und am ehesten aus Deutschland,Italien oder Skandinavien.

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Nach den grünen Äpfeln ging es zu den „Pink Ladies“. Hier war der einzige Unterschied, dass nun noch das Thema Farbe in Spiel kam. Diese Äpfel sollen nämlich nicht grün, sondern mit mindestens einer kräftig pinken Seite gepflückt werden. Dieses „Color Picking“ bringt zwar mehr Geld ein, bedeutet aber manchmal, je nach Reifegrad des Baumes, dass man nur wenige Äpfel pflücken kann und ewig und drei Tage hin und her, sowie die Leiter hoch und runter läuft.

Insgesamt eine physisch anstrengende Arbeit, die aber aufgrund der meist aufrechten Körperhaltung zu bewerkstelligen ist. Man wird auch von Tag zu Tag schneller und kann dadurch immer mehr Geld verdienen. Die Bezahlung erfolgt pro Bin nach einem zuvor festgelegten Preis, bei uns zwischen $40 – $60 gelegen hat. Setzt man eine Arbeitszeit von 9h voraus bei einem australischen Mindestlohn von ungefähr $21 muss man bei $180 ca 4 Bin schaffen, um sich nicht ausgenutzt zu fühlen. Das war aus meiner Sicht die größte Herausforderung mentaler Art. Oft bleibt man darunter und fühlt sich schlecht. Muss man aber nicht, denn bei einer 6-tage Woche kommt schon ein guter Lohn zusammen. $$$

Der traurige Höhepunkt war Ende April als Becci und ich uns getrennt haben. Für Sie ging die Reise nach Brisbane weiter, während ich nun noch 4 Wochen weiter in Stanthorpe gearbeitet habe und Ende dieser Woche meine Arbeit beende. Details dazu gehören denke ich nicht in einen Online Blog, ich möchte Euch daher bitten, auf diesbezügliche Kommentare zu verzichten uns lieber persönlich anzusprechen.

Das war’s erst mal wieder von mir. Macht’s gut und lasst mal was von Euch hören!

Rob